BürgerInnen gegen den Krieg
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Nach dem Gaza-Krieg 2009 von Magdi Gohari

 
     
 

Von der Erkenntnis, "Kriege gehen von Menschen aus, sie sind auch von ihnen zu beenden" will Magdi Gohari "wieder Moral in die Politik hineinbringen". Der Chemotechniker, seit zwei Jahren in Rente, lebt seit über 52 Jahren in Deutschland und spricht seit dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 häufig über die Verhältnisse im Nahen Osten und hat sich dabei oft mit Radikalen gestritten. Das blieb ihm bei den Ebersberger BürgerInnen gegen den Krieg erspart, auch wenn einige nicht allen Darstellungen der dortigen Verhältnisse folgten.

Magdi Gohari begreift den Konflikt um Palästina als einen kolonial geprägten, was sich schon oberflächlich in der Sprachregelung ausdrückt. Ganz ähnlich wie der ehemalige US-General Westmorland, der die rebellierenden Vietnamesen "in die Steinzeit zurückbomben" wollte, muss der Staat Israel seine Übermacht mit allen zur Verfügung stehenden militärischen Mitteln beweisen und sogar, mit dem Argument, die Hamas-Kämpfer verschanzten sich "feige hinter Zivilisten", Wohngebiete, Schulen und UN-Einrichtungen bombardieren. Die Sprachregelung "Verschanzen unter Zivilisten" fiel Magdi Gohari erstmals in Wehrmachtsberichten aus der überfallenen Sowjetunion und Jugoslawien im Zweiten Weltkrieg auf. Dies alles habe sich aus einer extremen Abwehrhaltung heraus entwickelt, jetzt habe Israel eine "Aggressionsarmee", die eine "Abschreckung aufrecht erhalten muss" sagte Gohari, "Übermaß in der Abschreckung wird als Notwendigkeit angesehen, damit sie wirkt."

Um ihrer dauernden Ohnmacht zu entgehen, versuchen einige Bewohner besetzter Gebiete "wenigstens für die Sekunde der Explosion auf gleicher Augenhöhe mit den Unterdrückern" zu sein. Mit den seit drei Jahren fast beendeten Selbstmordattentaten greifen einige der unterdrückten Palästinenser Zivilpersonen an und fügten sich mit diesem zivilen Militarismus in das Kolonialsystem ein, das aus dem System Herrscher/Unterdrückte besteht. Nach Goharis Kenntnis des Koran, er ist in Ägypten geboren, gibt es keine Rechtfertigung für Selbstmordattentate, an drei Stellen werde explizit davor gewarnt sich umzubringen.

Aus jedem Konflikt gibt es Auswege. Magdi Gohari erinnerte an das Buch "Verdammte dieser Erde", in dem die Befreiung aus dem Opfer/Täter-Syndrom beschrieben wurde: Friedensarbeit beendet die Besatzung und befreit Opfer und Täter. Stattdessen empfiehlt Magdi Gohari die Betrachtungsweise nach dem Sinnspruch: "Wer auf einer Insel wohnt, muss sich mit dem Meer anfreunden", so dass sich vor allem Israel zwischen die umgebenden Völkern besser einfügen müßte und nicht wie bisher, verhandlungsbereite palästinensische Führer wie Abbas solange erfolglos verhandeln lässt, bis sie den Rückhalt in der Bevölkerung verlieren. Vor dem selben Problem stand im letzten Jahr die Hamas, nachdem das von ihr regierte Gebiet fast völlig von Lieferungen abgeschnitten wurde (statt der benötigten 600 LKWs täglich, wurden nur ca. 120 und manchmal weniger durchgelassen). Magdi Gohari versuchte, sich in die Köpfe der Hamas-Führung hineinzudenken, obwohl er keine fünf Minuten unter deren Regime leben möchte. Er kam zum Schluss, dass dieser Führung kein anderer Weg mehr einfiel als die - militärisch völlig sinnlosen - Katjuscha-Raketen abschießen zu lassen, um den Rückhalt in der hungernden Bevölkerung nicht zu verlieren. Eine Befreiungsstrategie wie in Indien under Ghandi sah er als nicht möglich an, weil in Gaza die zweijährige Abschnürung eine derartige Verelendung brachte, die noch durch drei Wochen Krieg so verschärft wurde, dass es nach Kriegsende den ersten helfenden ägyptischen Ärzten geradezu übel wurde, obwohl sie aus miserabel versorgten Dörfern kamen und sehr schlechte medizinische Verhältnisse gewohnt waren.

Magdi Gohari erwartet in dieser Situation eine Änderung von mehreren Seiten. Erstmals seit Jahrzehnten hat sich die Haltung der USA geändert, Obamas Satz "alles habe miteinander zu tun" könnte sich so auswirken, dass das Palästina-Problem als Zentrum und Ausgangspunkt für eine Befriedung des gesamten Nahen Ostens dienen könnte, also auch des Irak, des Iran und der Türkei. Letztere spielt in der Region eine Schlüsselrolle, weil sie noch "westlich" orientiert ist, aber islamisch. Die Türkei könnte zwischen allen im Nahen Osten vermitteln, wenn die EU-Politik sie darin unterstützen würde. Dazu müsste die EU ihre Politik gegenüber dem Nahen Osten ändern.



 
 
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