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Rosi Reindl bei der Einweihung eines Denkmals zur Erinnerung an das Schicksal von Tieren im Krieg |
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Rosi Reindl hielt bei der
Einweihung eines Denkmals zur Erinnerung an das Schicksal von Tieren im
Krieg folgende Rede:
Millionen Pferde kamen bei ihrem Einsatz auf den unzähligen Kriegsschauplätzen dieser Welt ums Leben. In Europa beispielsweise starben im Ersten Weltkrieg rund 8 Mio. Pferde. Noch im Zweiten Weltkrieg rekrutierte allein das nationalsozialistische Deutschland etwa 2,8 Mio. Pferde für die Kavallerie bei Heer und Waffen-SS, als Offizierspferde und vor allem als Zugtiere in der Artillerie sowie bei den Versorgungstruppen. Fast zwei Drittel dieser Pferde kamen dabei zu Tode. (Das Bundesarchiv bietet hierzu im Übrigen eine virtuelle Ausstellung an. Nach dem Zweiten Weltkrieg scheint die Zeit der großen militärischen Bedeutung von Pferden vorüber zu sein. So hat der Historiker Reinhard Koselleck in seiner Dankesrede zur Verleihung des Historikerpreises die Weltgeschichte in ein Vorpferde-, ein Pferde- und ein Nachpferdezeitalter unterteilt, und Ulrich Raulff spricht in seinem großartigen und überaus lesenswerten Buch vom "letzte[n] Jahrhundert der Pferde". Das bedeutet jedoch nicht, dass man nunmehr gänzlich auf den militärischen Einsatz von Tieren verzichtet. Auch für die Zukunft ist nicht zu erwarten, dass man von der militärischen Verwendung von Tieren ablassen wird. Dies gilt auch für die Bundeswehr. Sie unterhält beispielsweise in der Hochstaufen-Kaserne in Bad Reichenhall in Bayern das Einsatz- und Ausbildungszentrum für Tragtierwesen 230, das zur Gebirgsjägerbrigade 23 gehört. Dort werden Maultiere und Pferde (Haflinger) für den Transport von militärischem Gerät und Menschen in unwegsamem Gelände trainiert, wobei die Tiere bis zu 120kg, teilweise sogar bis zu 140kg, an Nutzlast tragen können. Die Gräfin-von-Maltzan-Kaserne im rheinland-pfälzischen Ulmen beherbergt die Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr, in der Diensthunde (Deutsche Schäferhunde, Belgische Schäferhunde und Labrador Retriever) mit ihren Diensthundeführern für den Einsatz als Team ausgebildet werden. Derzeit verfügt die Bundeswehr über mehr als 260 aktive Diensthunde, die im Regelfall acht Dienstjahre bei den Feldjägern, den Pionieren, den Fallschirmjägern, der Luftwaffensicherungstruppe, dem Kommando Spezialkräfte oder dem Sozialdienst der Bundeswehr ableisten. Dort suchen sie nach Kampfmitteln, Sprengstoffen oder Rauschgift, schützen Menschen und Objekte, sind als Zugriffshunde tätig und unterstützen die therapeutische Behandlung von traumatisierten Soldatinnen und Soldaten. Mitunter werden einzelne Tiere für ihre militärischen Leistungen gewürdigt und einem größeren Publikum bekannt. Dies gilt für Bukephalos, das Pferd, mit dem Alexander der Große in die Schlacht zog, genauso wie für Napoleon Bonapartes arabischen Schimmelhengst Marengo, der in der Schlacht von Waterloo von englischen Soldaten erbeutet wurde und dessen Skelett im National Army Museum in London zu sehen ist. Ein kleinerer Vierbeiner, der dem Amerikaner John R. Conroy zugelaufene Bullterrier-Mischling Stubby, machte wiederholt seinen Besitzer und dessen Kameraden im Ersten Weltkrieg in den Schützengräben in Frankreich auf herannahendes Giftgas und anfliegende Granaten aufmerksam, sodass er zum Sergeanten befördert wurde. Sein Präparat kann heute im National Museum of American History in Washington, District of Columbia, besichtigt werden. 2018 wurde sogar ein Computeranimationsfilm mit seiner Geschichte veröffentlicht ("Sgt. Stubby: An American Hero"). In Großbritannien wiederum hat der Verein People's Dispensary for Sick Animals (PDSA) seit dem Jahr 1943 die Dickin Medal an mittlerweile 74 Tiere (37 Hunde, 32 Tauben, vier Pferde und eine Katze) verliehen, um sie für ihre Verdienste in militärischen Konflikten auszuzeichnen. Tiere, Militär, Krieg und EthikDie Entscheidungen und Handlungen des Menschen haben prägende und gravierende Auswirkungen auf den Planeten und auf andere Spezies. Menschen haben sich das Tier mehr oder minder skrupellos dienstbar gemacht, es domestiziert, trainiert, ausgebildet und sich dabei oftmals keine oder nur wenige Gedanken darüber gemacht, ob Tiere Lebewesen mit einer eigenen Dignität sind. Tiere wurden und werden für ihre Nutzung, gleich ob im zivilen oder im militärischen Bereich, ›zwangsrekrutiert‹, um es in militärischer Sprache auszudrücken. Dabei bediente man sich oftmals der Bindung der Tiere zum und ihres Vertrauens in den Menschen. Beides gilt auch heute noch. Allerdings hat diese anthropozentrische Konstruktion im Prozess der Zivilisation Risse bekommen. Hierbei kommt interessanter Weise einer Kinoproduktion, dem Film "War Horse" (2011, deutsch: "Gefährten", 2012), bei dem kein Geringerer als Steven Spielberg Regie geführt hat, eine wichtige Rolle zu. Das Buch zu dem Film schrieb (Sir) Michael Morpurgo, einer der bekanntesten britischen Kinder- und Jugendbuchautoren. Es erschien bereits im Jahr 1984 und wurde ab 2007 für die Theaterbühne adaptiert. Erzählt wird darin die Geschichte des Pferdes Joey und dessen Freundschaft zu dem Farmersjungen Albert Narracot, der erleben muss, wie sein Vater das Pferd im Ersten Weltkrieg an die britische Kavallerie für den Einsatz an der Front in Frankreich verkauft. Unter großem Einsatz gelingt es Albert am Ende, Joey zu finden und wieder in seine Heimat zu bringen. Bis dahin muss Joey allerdings schwerste Dienste für die britische und dann auch die deutsche Armee übernehmen, was der Leserschaft des Buches, dem Theaterpublikum und den Konsumenten des Filmes die Leiden des Pferdes im militärischen Dienst sehr drastisch vor Augen führt und ihnen damit die ethisch-moralische Problematik der Nutzung von Tieren für militärische nahebringt. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in dem Aufschwung wider, den die Diskussion um Tierethik und um Tierrechte seit geraumer Zeit genommen hat. Die Tierethik beschäftigt sich dabei mit den moralischen und ethischen Fragen, die aus dem Umgang des Menschen mit dem Tier erwachsen. Die Diskussionen um das Für und Wider von Tierversuchen, um die Massentierhaltung, um die Haltung von Tieren in Zoos und Zirkussen oder um die Praxis des Stier- und des Hahnenkampfes sind in diesem Kontext zu verorten. Mittlerweile hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass das Tier durchaus in die Sphäre der ethisch-moralisch zu berücksichtigenden Lebewesen und damit in den Kreis der ethisch-moralischen Gemeinschaft gehört. Gemäß dem bekannten Bonmot Jeremy Benthams ("The question is not, can they reason? Nor, can they talk? But, can they suffer?") liefert die Leidensfähigkeit des Tieres, also ein pathozentrisches Kriterium, die zentrale Begründung hierfür. Denn in dem Moment, in dem man anerkennt, dass ein Tier etwa in einem Maße leidensfähig ist, wie es dem menschlichen Empfinden von Leid entspricht, kann dem Tier ein Subjektcharakter und der Anspruch auf unsere Sympathie und einen würdevollen Umgang mit ihm zugesprochen werden. Sinnfälliger Ausdruck dessen ist die Aufnahme des Tierschutzes in diverse Verfassungen, sodass die Frage, ob Tiere Rechte haben, zwischenzeitlich zu bejahen ist. Meist wird die Berücksichtigung des Tieres als ethisch-moralisches Subjekt indes mit dem Anspruch auf Persistenz der anthropologischen Differenz zwischen Mensch und Tier und damit eines hierarchischen Sonderstatus für den Menschen verbunden, der die Nutzung des Tieres für menschliche Zwecke rechtfertigt. Egalitaristische Positionen, die eine ethisch-moralische Äquivalenz von Mensch und Tier identifizieren, sind demgegenüber in der Minderheit. Der militärischen Nutzung des Tieres und der Betroffenheit des Tieres durch militärische Gewalt und Krieg, das zeigt das aktuelle Beispiel des Krieges in der Ukraine, sind somit auch für die Zukunft kein Einhalt geboten. Der argumentative Aufwand hierfür nimmt jedoch zu, weil sich der soziokulturelle Referenzrahmen verändert. Tiere wurden im Krieg als Reit- und Lasttiere eingesetzt. Pferde, Esel und Hunde - andernorts waren es Kamele, Maultiere oder Lamas - schleppten Verpflegung, Munition und Soldaten an die Front oder in schwer zugängliche Gebiete. Aufgrund ihrer speziellen Fähigkeiten und scharfen Sinne wurden Tiere auch trainiert, als Boten, Spione, Wächter, Sanitäter und Minen-Suchdienst zu arbeiten. Oder sie wurden als lebende Bomben ins Feld geschickt. Brieftauben im KriegseinsatzSpezielle Fähigkeiten haben zum Beispiel Tauben. Sie können bis zu 100 Stundenkilometer schnell fliegen, außergewöhnlich gut sehen und sich hervorragend orientieren. Im Ersten Weltkrieg wurden sie an mobile Holzkisten als Heimatschlag gewöhnt, die 15 bis 20 Kilometer von der Front entfernt aufgestellt wurden. Für Einsätze wurden die Tiere dann in kleinen Körben (im ersten Bild oben rechts zu sehen) an die Front und in die Schützengräben mitgenommen. Von dort konnte man sie mit Botschaften zurück ans Feldlager schicken. Das war die einzige Möglichkeit zur Kommunikation, wenn der Feind die Telegrafenleitungen zerstört hatte. Deutsche Truppen sollen im Ersten Weltkrieg mehr als 120.000 Brieftauben genutzt haben. Die meisten stammten von privaten Züchtern. erleben muss, wie sein Vater das Pferd im Ersten Weltkrieg an die britische Kavallerie für den Einsatz an der Front in Frankreich verkauft. Unter großem Einsatz gelingt es Albert am Ende, Joey zu finden und wieder in seine Heimat zu bringen. Bis dahin muss Joey allerdings schwerste Dienste für die britische und dann auch die deutsche Armee übernehmen, was der Leserschaft des Buches, dem Theaterpublikum und den Konsumenten des Filmes die Leiden des Pferdes im militärischen Dienst sehr drastisch vor Augen führt und ihnen damit die ethisch-moralische Problematik der Nutzung von Tieren für militärische nahebringt. In den USA wurde eine Brieftaube namens "Cher Ami" zum Nationalheld. Das Tier rettete mit seiner Botschaft rund 194 US-Soldaten das Leben. In Frankreich beschossen US-Truppen irrtümlich eigene Truppen, die von deutschen Soldaten eingekesselt waren. "Cher Ami" informierte sie am 4. Oktober 1918 - kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges - darüber, dass sie das Feuer einstellen sollten. Geschickt hatte die Botschaft Major Charles Whittlesey. Die Brieftaube wurde beim Botenflug schwer verletzt und starb ein halbes Jahr nach Kriegsende - geehrt mit mehreren militärischen Orden und Auszeichnungen. Heute steht sie ausgestopft und einbeinig im National Museum of American History. Besonders zuverlässige Tauben wurden im Krieg auch zu Aufklärungsflügen genutzt. erleben muss, wie sein Vater das Pferd im Ersten Weltkrieg an die britische Kavallerie für den Einsatz an der Front in Frankreich verkauft. Unter großem Einsatz gelingt es Albert am Ende, Joey zu finden und wieder in seine Heimat zu bringen. Bis dahin muss Joey allerdings schwerste Dienste für die britische und dann auch die deutsche Armee übernehmen, was der Leserschaft des Buches, dem Theaterpublikum und den Konsumenten des Filmes die Leiden des Pferdes im militärischen Dienst sehr drastisch vor Augen führt und ihnen damit die ethisch-moralische Problematik der Nutzung von Tieren für militärische nahebringt. "Eine Sonderform waren Tauben, die über die Frontlinie flogen und mit automatisch auslösenden Kameras bestückt wurden, also Mini-Kameras. Heute würde man das mit Drohnen machen. Und da hatte man eben Luftbilder der Frontlinie und von der gegnerischen Stärke und dort, wo sich der Gegner positioniert hatte." Rainer Pöppinghege, Historiker und Professor an der Universität Paderborn Glühwürmchen-LampenUm die Geheim-Botschaften, Karten und Feldpost lesen zu können, brauchten die Soldaten in Schützengräben, in Tunneln, in Verstecken und im Lager Licht. Lampen konnten sie nicht anmachen, sonst hätte der Feind sie gesehen. Deshalb wendeten britische Soldaten im Ersten Weltkrieg eine List an. Sie nutzten die besondere Fähigkeit eines ganz besonderen Tieres an: Glühwürmchen! Die Leuchtkäfer, der Name sagt es schon, können durch Biolumineszenz hell leuchten. Britische Soldaten fingen haufenweise Tiere ein und steckten sie in Glasgefäße. So hatten sie kurzzeitig Licht. Hunde - Boten, Sanitäter, WächterWie Tauben haben auch Hunde spezielle Fähigkeiten. Im Krieg bekamen sie daher verschiedene Jobs. Als Meldehunde waren sie an der Front wie Brieftauben Boten. Als Sanitätshunde versorgten sie als Erste Hilfe verletzte oder kranke Soldaten. Aufgrund ihres guten Geruchssinns warnten Hunde vor Giftgas sowie als Patrouillenhunde vor Feinden, außerdem bewachten sie Kriegsgefangene. So machte sich auch der US-amerikanische Bullterrier "Sergeant Stubby" im Ersten Weltkrieg einen Namen und erhielt mehrere Auszeichnungen. Unter anderem soll das Tier einen deutschen Spion aufgespürt und in Schach gehalten haben, bis Verstärkung kam. "Sergeant Stubby" wurde mit einem Nachruf in der New York Times geehrt, als er 1926 starb und steht heute neben der Brieftaube "Cher Ami" im National Museum of American History. 2018 kam der Animationsfilm "Sergeant Stubby, an American Hero" auf den Markt. Eigentlich waren Bullterrier für Kriegszwecke nicht die erste Wahl. Am beliebtesten waren im Ersten Weltkrieg generell Schäferhunde und Dobermänner. In Deutschland wurden zudem Schnauzer und Pudel eingesetzt, in England Irish Terrier, Retriever und schottische Collies. Ansonsten entschied die Art des Einsatzes über die Hunderasse. Suchtiere - Hunde, Bienen, Ratten, DelfineZu den speziellen Fähigkeiten von Hunden gehört auch, dass sie dressiert werden können, Menschen und Dinge zu suchen. Deshalb wurden und werden die Tiere als Minenhunde eingesetzt. Genauso wie Ratten und Bienen, die ebenfalls abgerichtet werden können, Sprengstoff zu finden. Unter Wasser übernehmen diesen Job Delfine. Das US-Militär setzte sie im Vietnam- und im Irakkrieg ein. Die schnellen und geschickten Meeressäuger orientieren sich unter Wasser mit hochfrequenten Klicklauten, mit denen sie sich ein genaues Bild ihrer Umwelt machen können. Das gleiche gilt für Wale. Sie wurden auch zum Ausspähen von U-Booten eingesetzt, wozu ihnen eine Kamera am Körper angebracht wurde. Tierische Bomben - Delfine, Hunde, Tauben, FledermäuseDelfine wurden nicht nur zum Suchen eingesetzt, sondern auch zum Angriff. Das US-Militär brachte den Tieren bei, wie man Tauchern das Mundstück entreißt und sie mit Messern angreift, die den Tieren vorher an die Flossen geheftet wurden. So können die Tiere auch Schiffe und Häfen bewachen. Im Zweiten Weltkrieg wurden dann Hunde als tierische Bomben eingesetzt. Man schnallte ihnen Sprengstoff um und schickte sie zum Gegner. Die Bomben waren mit Zeitzünder versehen und explodierten nach der eingegeben Zeit automatisch. Mit Minen ausgestattete Hunde wurden auch dressiert, zu feindlichen Panzern zu laufen und sich darunter zu legen. Die Minen sollten dann explodierten und die feindlichen Panzer sprengen. "Das hat leidlich funktioniert und deswegen hat man davon Abstand genommen", sagt Rainer Pöppinghege, Historiker und Professor an der Universität Paderborn. Das Problem war, dass die Hunde manchmal auch unter die Panzer der eigenen Truppe liefen. Der amerikanische Geheimdienst CIA wollte auch Tauben zu tierischen Bomben machen, als Kamikaze-Flieger. Man wollte die Vögel in eine Mine stecken und aus der Luft abfeuern. Tauben sollten im Flug dafür sorgen, dass die Mine an der richtigen Stelle explodiert, durch Picken auf einen Bildschirm. Ähnliches wollte man in den 1940er-Jahren mit Fledermäusen machen. Sie sollten als Fledermausbomben in japanische Häuser geschickt werden und diese in Brand stecken. Die Häuser waren meist aus leicht entflammbarem Material gebaut. Die Aktion sollte eine Vergeltung für den Angriff Japans auf Pearl Harbor 1941 sein. Weder Kamikaze-Tauben noch Fledermausbomben kamen zum Einsatz, denn kurze Zeit später beendete die Atombombe den Krieg. Elefanten - Antike TiersoldatenIn der Antike wurden Elefanten als Waffe eingesetzt, zum Beispiel von Hannibal in der Schlacht gegen die Römer. Die kräftigen Riesen sollten die Gegner zu Tode erschrecken und als Kampfpanzer zertrampeln. Als Gegenwehr baute man Gräben, die die schwerfälligen Tiere nicht überqueren konnten. In antiken Quellen ist auch zu finden, dass Elefanten eine Achillesferse haben sollen: Ihre Angst vor Schweinen. Wenn sie Schweine quieken hörten oder sie rennen sahen, sollen die schreckhaften Elefanten angeblich in Panik geraten sein und eigene Soldaten zertrampelt haben. Die Tiere wurden mit der Zeit nicht mehr in Kriegen eingesetzt, weil sie auch aufwendig in der Haltung und in der Dressur waren. Sind Cyborg-Kriegstiere die Zukunft?Nachdem sich die Art der Kriegsführung stetig ändert, ändert sich auch der Einsatz von Tieren in kriegerischen Zeiten. Zwar setzt die US-Marine auch heutzutage noch Delfine und Robben ein, ansonsten dienen Tiere häufig eher als Suchdienst für Minen und Verletzte. Und in Zukunft? Autorin Malin Gewinner glaubt, dass die Zeit der technischen Manipulation von Tieren begonnen hat. "Ich bin der Meinung, dass Tiere nach wie vor in Einsatz kommen, aber es sich um andere Tierarten handelt. Dass dann eher genetisch modifizierte Tiere zukünftig vermehrt in Einsatz kommen, da bin ich mir ziemlich sicher, also so Cyborg-artige Tiere, die durch Menschenhand verändert werden." Malin Gewinner, Autorin Wie die Autorin darauf kommt? Zwei Projekte im Auftrag des amerikanischen Verteidigungsministeriums lassen aufhorchen. So testen Forscher beispielsweise, wie man Haie gefügig machen kann, die bislang als undressierbar gelten. Sie implantierten Katzenhaien Elektroden ins Gehirn, mit denen die Tiere aus 300 Kilometer Entfernung nach Belieben durchs Meer gesteuert werden können sollen. In einem anderen Projekt experimentieren Forscher mit Käfern. Die Augen der Insekten sollen genutzt werden. Man könnte Käferlarven aber auch Elektroden einpflanzen, die während der Metamorphose mit dem Käfer zusammenwachsen. So könnte man das Insekt im Flug steuern. Und Käfer können erstaunlich viel Gewicht transportieren. Erfindungsreich ist der Mensch - leider auch dann, wenn es darum geht, seinesgleichen umzubringen. Es kann daher niemanden wirklich verwundern, dass Menschen für ihr mörderisches Treiben schon in prähistorischer Zeit Tiere als Hilfsmittel verwendet haben. Die Geschichte dieser unfreiwilligen Helfer im Krieg der Menschen ist lang, und sie reicht bis in die Gegenwart. Schon aus dem Alten Orient gibt es Berichte über den Einsatz von Tieren im Krieg. Die Assyrer und Babylonier sollen Kampfhunde mit in die Schlacht geführt haben. Und der persische König Kambyses II., so sagt es die Legende, liess bei der Schlacht bei Pelusium 525 v. Chr. Katzen vor seinen Soldaten hertreiben - diese Tiere waren seinen ägyptischen Feinden heilig, die prompt die Schlacht verloren. Das wichtigste Tier in militärischer Hinsicht war zweifellos das Pferd. Über Jahrhunderte war die Kavallerie ein unverzichtbarer Teil der Kriegsführung; noch im Zweiten Weltkrieg transportierten beispielsweise vornehmlich Pferde den Nachschub für die deutschen Truppen an die Front. Rund 2,8 Millionen Pferde "dienten" allein in der Wehrmacht; fast zwei Drittel davon kamen um. Neben Pferden spielten auch Hunde und Brieftauben - letztere mehr im Ersten Weltkrieg - eine wichtige Rolle. Der zunehmend mechanisierte Krieg verdrängte dann die tierischen Helfer zusehends, doch sogar heute noch setzen verschiedene Armeen Tiere ein - so die US-Marine, die Meerestiere zum Aufspüren von Minen verwendet. Diese unvollständige Übersicht zeigt, welche Tiere im Krieg eingesetzt wurden. Kriegselefanten - bevorzugt wurden männliche Tiere, die schwerer und aggressiver waren - trugen befestigte Aufbauten, aus denen Speerwerfer und Bogenschützen die Feinde attackierten. Sie verstanden bis zu 30 Kommandos, darunter auch jenes zum "Zertrampeln der Feinde". Elefanten waren jedoch sehr teuer im Unterhalt, denn sie benötigten grosse Mengen an Wasser und Nahrung, für deren Verzehr sie zudem mehrere Stunden pro Tag benötigten. Die Armee der Schlacht-TiereWürge-Elefanten, brennende Schweine und Ratten als Minensucher: Für den Kriegseinsatz dressiert der Mensch friedliche Vierbeiner zu Killermaschinen. Seit Jahrtausenden schickt er animalische Hilfstruppen in den Kampf - neuerdings sogar Honigbienen. Am Londoner Hyde Park steht ein Denkmal für kriegsgeschädigte Tiere, das "Animals in War Memorial". Prinzessin Anne, Ex-Champion der Military-Reiterei und Tochter der britischen Königin, hat es 2004 eingeweiht. Es trägt eine lapidare Inschrift: "They had no choice", sie hatten keine Wahl. Die 16 Autoren beschreiben ein buntes Völkchen animalischer Kriegshelden: Vor allem Pferde litten und starben im Gefolge menschlicher Kampfhandlungen. In der Antike wurden aber oft auch Elefanten ("Giganten an der Front") verheizt, und sogar Kamele, Hunde und Schweine mussten ins Gefecht ziehen. Brieftauben wiederum bewährten sich als Übermittler von Nachrichten, Honigbienen wurden jüngst erfolgreich als Minensucher getestet. Spannend wurde es, wenn Pferde und Elefanten auf dem Schlachtfeld aufeinandertrafen. Die Inder nutzten Kriegselefanten schon im 3. Jahrtausend vor Christus. Man bevorzugte männliche Tiere, sie waren schwerer und - auch durch Tränkung mit Alkohol - aggressiver als die Weibchen. Ein gutausgebildeter Kampfelefant verstand bis zu 30 Kommandos, darunter jenes "zum Zertrampeln der Feinde" ("Vadhavadha"). Ihm wurde beigebracht, mit den Stoßzähnen Feinde zu treffen und mit dem Rüssel Soldaten durch die Luft zu schleudern oder Pferde zu würgen. Die Tiere waren so kostbar, dass die jeweiligen Kriegsgegner sie meist schonten, um sie in halbwegs gesundem Zustand ergattern zu können. Ein halbes Jahrhundert später kämpften die Römer gegen die Armee des balkanischen Königs Pyrrhos, der ebenfalls über Kriegselefanten verfügte. Die Römer, die aus früheren Niederlagen gegen die grauen Riesen gelernt hatten, griffen zu einer teuflischen List: Sie verrieben auf den Rücken von Schweinen eine brennbare, vielleicht ölige, Tinktur und zündeten diese an. Quiekend vor Schmerz rasten die brennenden Schweine auf die Kriegselefanten zu. Diese machten panisch kehrt und tobten blindwütig durch die eigenen Reihen. Die Römer siegten. Wegen der hohen Kosten kamen Kampfelefanten aus der Mode. Pferde hingegen wurden nicht einmal im technisch hochgerüsteten Krieg der Moderne arbeitslos. Sie wurden nur anders eingesetzt als früher: Reiter halfen bei der beweglichen Aufklärungsarbeit, und zwar oft dort, wo Motorräder und Panzerspähwagen im Schlamm stecken blieben, etwa im Russlandfeldzug ab 1941. Außerdem waren Pferde unentbehrlich als Lastträger und als Zugtiere von Infanterie und Artillerie. Der Blutzoll war immens: Im Ersten Weltkrieg, bei dem Pferde auch vergaste Wälder durchqueren mussten, starben allein auf deutscher Seite etwa eine Million Rösser, im Zweiten Weltkrieg mehr als 1,4 Millionen. Luftsprung, Landung, Leckerli: Mit jedem weiteren Trainingssprung entwickelten die Hunde mehr und mehr Freude an ihrem Job, irgendwann ließen sich die Tiere bereitwillig von ihren menschlichen Kameraden aus dem Flugzeug werfen - oder sprangen sogar selbst aus der offenen Tür ins Nichts. Ihre Schirme öffneten sich dabei stets kurz nach dem Absprung automatisch. Dann kam der Tag, für den die Hunde so lange trainiert hatten. Hund im BaumAm D-Day, den 6. Juni 1944, hob die Maschine des 13. Bataillons um 23.30 Uhr in Richtung Frankreich ab. Mit nur 30 Sekunden Verspätung kam die Fallschirmstaffel um 1.10 Uhr in der Normandie an, im Flugzeug: 20 Männer und ein Hund. Bing. Ranee und Monty waren auf andere Maschinen verteilt. Alles schien wie gewohnt zu laufen - bis sich die Luke öffnete: Um das Flugzeug herum knallte und zischte es, Flaksalven blitzten grell auf und färbten den trüben Himmel gelb. Ausbilder Bailey und sein Zögling Bing waren eigentlich die letzten Soldaten, die aus der Maschine springen sollten. Doch nachdem Bailey sich wagemutig aus der Luke gestürzt hatte, machte sein vierbeiniger Schüler kurz vor seinem Sprung kehrt - und verkroch sich in den Rumpf des Flugzeugs. In den Aufzeichnungen der Truppe heißt es, dass der Absetzer an Bord, der für die Koordination des Absprungs zuständig ist, extra "sein Funkgerät ausstöpseln, den Hund fangen und ihn eigenhändig hinauswerfen musste". Auch Bings Flug sollte dieses Mal weniger sanft verlaufen als bei seinen Trainingssprüngen: Kurz bevor er das besetzte Europa mit seinen vier Pfoten betreten sollte, blieb Bing mit seinem Fallschirm in einem Baum hängen. Zwölf Stunden lang harrte der Hund inmitten des Geästs aus, bis ihn seine Kollegen fanden - mit ein paar tiefen Kratzern im Gesicht. Offenbar war er in deutschen Mörserbeschuss geraten. "Sie retteten viele Leben"Dennoch sollte er sich danach als "sehr nützlich erweisen", wie ein Soldat des 13. Bataillons später notierte, vor allem beim Entdecken von Minen oder Sprengfallen. Er "schnüffelte die Stellen aufgeregt für ein paar Sekunden ab, dann setzte er sich hin und sah seinen Ausbilder mit einer Mischung aus Selbstgefälligkeit und Erwartung an" - bis es eine Belohnung gab. Auch herannahende oder sich verschanzende deutsche Soldaten witterten Bing und seine vierbeinigen Kameraden oftmals lange bevor ein menschlicher Kamerad sie zu Gesicht bekam. "Sie retteten vielen Alliierten das Leben", schreibt der Soldat. Ihr eigenes Leben konnten die Tiersoldaten nicht immer schützen: Monty wurde bei seinem D-Day-Einsatz schwer verletzt, Hündin Ranee verlor kurz nach ihrer Landung in der Normandie den Anschluss an das Bataillon und wurde nie wieder gesehen. Allerdings schlossen sich der Truppe später zwei fahnenflüchtige deutsche Schäferhunde an, die sich rasch mit Bing anfreundeten. Bing überlebte - und erhielt für seinen Einsatz sogar einen Orden. Die Dickin Medal ist die höchste Auszeichnung für Tiere in Großbritannien. Vergeben wird sie von der People's Dispensary for Sick Animals, einer britischen Tierhilfsorganisation. Doch damit nicht genug der Ehrerbietung: Als Bing 1955 starb, wurde er auf einem Ehrenfriedhof für Tiere nordöstlich von London begraben. Bis heute steht im "Parachute Regiment and Airborne Forces Museum" in Duxford eine originalgetreue Nachbildung des vierbeinigen Helden - natürlich mit Fallschirm auf dem Rücken und Ehrenmedaille. "Für Tapferkeit", steht darauf. Und: "Auch wir dienen". Zum Weiterlesen: Andrew Woolhouse: Schon in den Sechzigerjahren, im Zuge des Rüstungswettlaufs während des Kalten Krieges, richteten die Amerikaner und die Sowjets Programme zur Verwendung von Delfinen in ihrer Marine ein. Die Amerikaner setzten sie im Vietnamkrieg und im Irakkrieg ein; die Russen verwenden offenbar aktuell Delfine, um ihre Flotte im Schwarzmeerhafen Sewastopol auf der Krim zu schützen. Auch die israelische Marine setzt Delfine ein. Die intelligenten und geschickten Meeressäuger können sich unter Wasser mit dem Echo von hochfrequenten Klicklauten orientieren, die sie ausstossen. Die US-Marine trainierte die Tiere darauf, mittels dieser Echoortung Seeminen aufzuspüren und mit einer freigesetzten Boje zu markieren. Auf diese Weise kann ein sicherer Korridor für die Durchfahrt von Schiffen markiert werden. Mit Kameras ausgerüstet können die Delfine auch dazu eingesetzt werden, U-Boote auszuspähen.Auch zum Angriff auf feindliche Froschmänner werden Delfine trainiert. Die Trainer der US-Marine brachten ihnen bei, den Tauchern das Mundstück zu entreissen und sie mit Messern anzugreifen, die an den Flossen der Tiere befestigt wurden. Neben Delfinen trainieren die Seestreitkräfte der USA und Russlands auch Robben, etwa Seelöwen. RattenRatten waren stets Begleiter des Kriegs, freilich durchaus unwillkommene. In den Schützengräben des Ersten Weltkriegs waren sie eine derartige Plage, dass die Offiziere den Mannschaften aus Sorge um den Munitionsvorrat verbieten mussten, auf die verhassten Nager zu schiessen. Heute aber werden Ratten zum Aufspüren von Minen ausgebildet und eingesetzt. Riesenhamsterratten können Sprengstoff am Geruch erkennen und zeigen dann ihren Fund durch Kratzen am Boden an. Die Nagetiere sind viel leichter zu züchten als Minensuchhunde, und sie lassen sich auch leichter transportieren und kostengünstiger ernähren. Überdies lösen sie durch ihr vergleichsweise geringeres Gewicht keine Minen aus. Es dauert etwa sechs bis zwölf Monate, bis eine Riesenhamsterratte für ihre Aufgabe ausgebildet ist. Seit zwanzig Jahren sind sie in Mosambik im Einsatz, seit 2010 auch in Thailand und mittlerweile auch in Kambodscha. Die Suche nach Minen ist eine wichtige Aufgabe, denn diese heimtückischen Überbleibsel von Kriegen bleiben lange nach dem Ende eines Konflikts eine tödliche Gefahr, die weltweit jedes Jahr hunderte von Todesopfern fordert. Andere Tiere wie Kanarienvögel dienten im Ersten Weltkrieg als Gasmelder Tierversuche in der Rüstung werden weltweit durchgeführt, um für Soldaten und die Zivilbevölkerung Schutz-, Heil- und Abwehrmöglichkeiten gegen Waffensysteme bzw. Kampfstoffe zu entwickeln (wehrmedizinische Forschung), um Waffensysteme zu entwickeln bzw. deren Effektivität zu steigern (wehrtechnische und militärische Forschung), um Soldaten an Waffen bzw. im Kampf zu trainieren (militärische Ausbildung) und um Militärärzte bzw. militärisches Sanitätspersonal auszubilden. Dabei werden sowohl konventionelle als auch atomare, biologische und chemische Kampfmittel an Tieren erprobt. Die Versuche werden entweder durch die Militärs oder von öffentlichen bzw. privaten Instituten durchgeführt. Sie werden zumeist von den Verteidigungsministerien der jeweiligen Länder in Auftrag gegeben und unterliegen aus Gründen der nationalen Sicherheit der Geheimhaltung. Informationen über Art und den Umfang der ethisch umstrittenen Experimente sind daher nur spärlich bekannt. Meist waren es kritische Medienberichte, Recherchen von Tierschutz- bzw. Tierrechtsorganisationen oder parlamentarische Anfragen (Deutschland), durch die Tierversuche in der Rüstung an die Öffentlichkeit gelangt sind. In Deutschland wurden laut Bundesministerium für Forschung und Technologie von 1978 bis Ende 1984 (ohne 1983) rund 1,9 Millionen Mark für Tierversuche in der wehrmedizinischen Forschung aufgewendet.[1] Angaben des parlamentarischen Staatssekretärs Peter Kurt Würzbach zufolge sind im fast gleichen Zeitraum (1979 bis 1983) in Deutschland etwa 69.000 Tiere zu wehrmedizinischen Versuchen herangezogen worden.[2][3] In den nachfolgenden Jahren gingen diese Zahlen deutlich zurück. Im § 7 des überarbeiteten deutschen Tierschutzgesetzes, das am 1. Januar 1987 in Kraft trat, waren Tierversuche zur Erprobung von Waffen, Munition und militärischem Gerät verboten. Tiere bei wehrmedizinischen Experimenten den Wirkungen von Waffen, Munition und Kampfstoffen auszusetzen, um Schutz- und Heilmaßnahmen für Soldaten zu entwickeln, war jedoch weiterhin erlaubt. Sofern die Versuche nicht an zivile Einrichtungen vergeben werden, müssen sie nicht genehmigt oder angezeigt werden. Die britische Armee verbrauchte Mitte der 1980er-Jahre im Porton Down (Grafschaft Wiltshire), dem wissenschaftlichen Zentrum des Verteidigungsministeriums, jährlich etwa 10.000 Versuchstiere für militärische und wehrmedizinische Experimente.[4] Am 24. April 1982 demonstrierten mehrere Tausend Briten gegen das Versuchstierzentrum, das zu diesem Zeitpunkt 17.000 Tiere für militärische Experimente hielt.[5] Deutschland
© Wilfried Hartl, NNTierschutz-Aktivistin Barbara Engelhardt (3.v.r.) hat das von ihrem Vater initiierte Werk mit Unterstützung vieler Organisationen und Sponsoren vollendet. Mit auf dem Bild zu sehen sind außerdem (von links) Wolfgang Obel (Architekt, Donauwörth). Bürgermeisterin Kristina Becker, Elke Wasgindt (Bundesverband Tierschutz), Rosi Reindl (Friedensinitiative Ebersberg) sowie (von rechts) Thomas Herrscher (Frankenschotter) und Erwin Vogelmeier (Orten-Tierhimmel, Tierkrematorium Ingolstadt). |
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